Das Haus C.G. Jung war der Wohnsitz des Schweizer Psychoanalytikers C.G. Jung, der für seine Arbeit zu Archetypen weltbekannt wurde.

Um die 5000 Bücher zieren die Regale des Arbeitszimmers, darunter Dantes «Göttliche Komödie», Werke von Nietzsche, Freud und Schopenhauer sowie eine grosse Sammlung über Alchemie. Der Duft von abgestandenem Rauch liegt in der Luft, obwohl seit dem Tod von Carl Gustav Jung im Jahr 1961 bereits mehr als 60 Jahre vergangen sind. Der Pfeifenraucher war der Begründer der analytischen Psychologie. Im Nebenzimmer empfing er täglich bis zu acht Patientinnen und Patienten.

C.G. Jung gehört zu den grössten Psychoanalytikern des 20. Jahrhunderts und war ein Schüler von Sigmund Freud. Er verbrachte über 50 Jahre seines Lebens in Küsnacht. Der Wohnsitz der Familie Jung-Rauschenbach wird heute teils von Nachkommen bewohnt und teils als Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Haus C.G. Jung zieht Besuchende aus der ganzen Welt an, 2022 feierte es sein 20-Jahr-Jubiläum.

C.G. Jung, geboren 1875 am Bodensee und aufgewachsen am Rheinfall, war es wichtig, an einem See zu leben: «Ohne Wasser, so dachte ich, könne man überhaupt nicht sein», hielt er einmal fest. Ursprünglich hatte Jung den Wunsch nach einem grossen mittelalterlichen Turm, doch sein Architekt war der Ansicht, dass dies nicht zeitgemäss sei. Das Endergebnis war ein Kompromiss.

Das Wohnhaus ist im romantischen Heimatstil gehalten und hat eine ungleichmässige Aufteilung. Der Treppenhausturm mit einem Portal im barocken Stil gehört zu seinen auffälligsten Merkmalen. Vom See her betrachtet, unterscheidet sich das Haus kaum vom traditionellen Zürichseehaus.

Ohne Emma Rauschenbach, seiner Ehefrau und Kollegin, wäre der Bau anno 1908 nicht möglich gewesen: C.G. Jung kam aus einfachen Verhältnissen und war ein mittelloser Oberarzt an der «Irrenanstalt Burghölzli». Dass er einen herrschaftlichen Wohnsitz mit einem grossen Garten sowie einem Bootshaus errichten konnte, verdankte er dem Umstand, dass seine Gattin nach dem frühen Tod ihres Vaters unvermittelt wohlhabend geworden war. 1909 bezog die Familie schliesslich mit fünf Kindern das Heim an der Seestrasse.

C.G. Jung ist bekannt für seine Arbeit zu Archetypen. Das sind Inhalte des kollektiven Unbewussten, die sich in universalen Symbolen wie Mutter, Weg oder Tod ausdrücken. Sie sind in jedem Menschen vorhanden wirken auf dessen Psyche.

Der Erforscher der menschlichen Seele schuf zudem Bilder und Holzskulpturen, die auf seiner Fantasie sowie seinen Träumen basierten. Einige dieser Werke werden an der aktuellen Sonderausstellung «Reise ins Unbewusste» gezeigt.

Emma Rauschenbach und Carl Gustav Jung im Jahr Ihrer Verlobung (1902). Fotografie: C. Ruf/R. Ganz, Zürich. Zur Verfügung gestellt vom Familienarchiv Jung.