Ein Besuch im Auktionshaus Zofingen. Aktuell läuft die diesjährige Herbstauktion – die erste unter der neuen Leitung.

Die elfte Stunde des Vormittags hat geschlagen, wie man auf der klassizistischen Uhr auf der Bühne ablesen kann. Auf einem Ziertisch steht sie, vor ihr ein langes Pult, an dem ein Herr und seine zwei Assistentinnen sitzen. Ersterer spricht andauernd in ein Mikrofon. Bronzefiguren, Ölgemälde und Kerzenständer umgeben die drei. Auf dem Pult steht ein grosser Bildschirm, der auf das Publikum gerichtet ist. Am Pult befestigt ist ein Poster mit dem Schriftzug: «Auktionshaus Zofingen». Es ist der erste Tag der 63. Auktion des über 30-jährigen Zofinger Unternehmens – und der erste unter seiner neuen Leitung, bestehend aus den beiden Eigentümern Sander Jongbloed und Elia Himmelreich – 23 respektive 25 Jahre jung.

Am ersten Tag der Versteigerung bot das Auktionshaus Zofingen 798 Objekte an. Bild: Ilir Pinto

Über 3350 Objekte kommen unter den Hammer

An der Decke hängen mehrere Kronleuchter – schön hell und warm ist der Raum. Vor der Bühne sind rund zehn Stuhlreihen à fünf bis acht Plätze aufgestellt, auf denen die Besucherinnen und Besucher der Versteigerung sitzen – allein oder zu zweit. Sie sind die potenziellen Erwerber der über 3350 Objekte, die von Mittwoch bis Samstag dieser Woche unter den Hammer kommen. Doch längst nicht alle, die mitbieten, sind anwesend. Hinter den Reihen steht ein weiteres Pult, an dem vier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter telefonische Gebote entgegennehmen.

Matthias Muff (links) nimmt telefonische Gebote entgegen. Bild: Ilir Pinto

Ein Wunder, dass sie ihren jeweiligen Gesprächspartner hören, wo doch links und rechts, ja im ganzen Raum geredet wird. Gleichzeitig müssen sie ihre Aufmerksamkeit aber auch nach vorn richten. Denn der Herr, der dort ins Mikrofon spricht, Elia Himmelreich, ist der Auktionator. Zu ihm läuft nun Sander Jongbloed und unterbricht kurz den Versteigerungsprozess, um ihm etwas mitzuteilen – von den Sitzplätzen aus kann man nicht beurteilen, ob er ihm eine Anweisung gibt oder eine Frage stellt. Dann läuft er wieder seitlich zurück und verschwindet hinter einer provisorischen Wand, nur, um wieder aufzutauchen und den beiden Mitarbeitern, die links unterhalb der Bühne an einem Tisch sitzen, etwas zu sagen. Sie vermelden die Online-Gebote, indem sie einen Tischtennisschläger in die Luft halten. Das Geschehen hält Jongbloed auf Trab, doch er hat es unter Kontrolle.

Zurück zum Pult auf der Bühne, auf dem der Bildschirm die Zahl 153 in grossen roten Lettern einblendet – eine Katalognummer. Auf einem grösseren Bildschirm, der rechts vom Auktionator über einer Vitrine angebracht ist, wird eine Grafik eingeblendet: Das Kunstwerk «The Four Kings of the New World» (um 1760) vom niederländischen Maler Verelst John. Das Bild ist eines von rund 400 Objekten aus dem Nachlass des altadeligen Schlosses Rümligen im Berner Gürbetal. Das Startgebot beträgt 3200 Franken, der Schätzpreis 4000 Franken.

Das Kunstobjekt wird für 42 000 Franken versteigert

Auktionator Himmelreich spricht ins Mikrofon: «4500 Franken bei mir, 4600, 4700 Franken. Bei Matthias am Telefon: 4800 Franken. 4900 Franken bei Pablo am Telefon. 5000 Franken. 5100 Franken. 5200 Franken.» Und so weiter. Gewandt nimmt er ein Gebot ums andere entgegen. Der Preis für «The Four Kings of the New World» hat zwischenzeitlich die 40 000-Franken-Marke überschritten. Himmelreich sagt: «42 000 Franken, zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten.» Mit seinem Hammer schlägt er auf den Tisch – das Konvolut, bestehend aus vier Bildern, ist für 42 000 Franken versteigert.

Bis spätabends sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Auktionshauses am Werk. Himmelreich und Jongbloed zeigen sich zufrieden. Jongbloed sagt: «Der erste Tag war sehr erfolgreich. Das Schloss Rümligen und die angebotenen Objekte polarisierten. Wir erzielten sehr gute Zuschläge, besonders bei der Schlossbibliothek.» Himmelreich fügt hinzu: «Es war schön, dass es wieder Leute im Saal hatte. Anders als bei meiner ersten Auktion, die virtuell stattfand. Besonders gefreut hat mich als Berner das grosse Interesse am Nachlass des Schlosses Rümligen.» 798 Objekte wurden am ersten Tag angeboten – und über 4000 Gebote sind eingegangen. An den kommenden Tagen bis zum Samstag wird es hier weiterhin so zu- und hergehen wie heute.

Ein Teil vom Nachlass des Schlosses Rümligen wurde versteigert. Bild: Ilir Pinto