Die Uraufführung von «9 Island Pieces» von Till Velten fand beim Kunstsammler und Mäzen Uli Sigg auf Schloss Mauensee statt.

Um zum Schloss Mauensee auf der kleinen Insel zu gelangen, muss man eine Brücke überqueren. Am Zugang zur Brücke erwartet die Besuchenden der Gastgeber: Uli Sigg, ehemaliger Botschafter der Schweiz in China, Unternehmer, Kunstsammler, Mäzen – und der Schlossbesitzer.

Vor 22 Jahren erwarb Sigg die Liegenschaft und zog mit seiner Ehefrau in das Schloss aus dem 17. Jahrhundert ein. Nun hat der Schlossherr zur öffentlichen Uraufführung von «9 Island Pieces» geladen, einem multimedialen Kunstwerk des deutschen Künstlers Till Velten zum Thema «Heimat und Fremde».

Die Gäste überqueren die Brücke zum Schloss Mauensee. Bild: Ilir Pinto

Bevor die Aufführung beginnt, gibt es ein Apéro, an welchem sich die anwesenden Kompositionsstudierenden der «Hochschule Luzern – Musik», Künstler und der Gastgeber mit den Gästen austauschen. Die Studierenden sind aufgeregt; ihre Stücke, an denen Sie über das ganze Jahr hinweg gearbeitet haben, werden bald zum ersten Mal vor einem Publikum dargeboten.

Diese studentischen Kompositionen bieten die musikalische Grundlage von «9 Island Pieces», einer musikalisch-performativen Inszenierung Till Veltens. Konzipiert hat er sie in enger Zusammenarbeit mit Tonmeister Marcel Babazadeh aus Zürich. Beide sind an der Uraufführung am Freitagabend anwesend.

Acht der Kompositionen stammen von Studierenden

Im Saal des Schlosses hängen viele Gemälde des chinesischen Künstlers Ai Weiwei, mit dem Sigg persönlich bekannt ist. Dort findet die Performance statt. Wie im Titel angedeutet, besteht die Inszenierung aus neun Stücken. Acht der Kompositionen stammen aus den Federn der Kompositionsstudierenden von der HSLU Musik: Leandro Bisatz, Alsu Nigmatullina, Jonas Inglin, Dominik Flückiger, Franz-Josef Elmer, Johanna Kulke, Camill Erdin und Kamila Davletova. Sie gehören zur Klasse des Dozenten Dieter Ammann aus Zofingen, der am Freitagabend ebenfalls zum Publikum zählt.

Dieter Ammanns Kompositionsstudierende. Bild: Ilir Pinto

Die Aufführung beginnt mit der Komposition «H.H.» von Franz-Josef Elmer, der auch Physiker an der ETH ist und seine technologischen Fähigkeiten in das Stück einfliessen liess. Das Ergebnis ist hochinteressant und klingt berauschend. Wie im Bann lauscht das Publikum der Stimme der Sopranistin Anna Juniki, die beim Autor Gänsehaut verursachte. Ebenso während den Kompositionen, in denen Juniki «schaurige» sowie schöne Texte zitierte («Licht fällt durch ein Fenster, irgendwo und irgendwann, im Hier und Jetzt, am anderen Ende der Welt.»)

Der Zusammenprall von Sprache, Gesang, Instrumenten, Geräuschen und Licht sowie das Interieur des Saals ergeben ein grossartiges Gesamtpaket – zusammengeschnürt mit der letzten gewaltigen Komposition, «Trip» von Dominik Flückiger.

Das Konzert spielt sich in drei Sphären ab: Die Musikerinnen und Musiker wechselten dazu zwei Mal ihren Standort im Saal. Zu ihnen gehören Philipp Hutter (Dirigent), Anna Juniki (Sopran), Rahel Trinkler (Klarinette), Anna Jagodic (Akkordeon), Johanna Kulke (Violine), Diego Caruso (Kontrabass) und Sven Duss (Perkussion).

Die neunte Komposition der Performance stammt von Uli Sigg höchstpersönlich. Sie besteht aus Audioausschnitten eines Gesprächs zum Thema «Heimat und Fremde», das Velten mit ihm geführt hat. Babazadeh hat die Soundfiles zusammen mit Velten verarbeitet. Sie sind während der Inszenierung zwischen den Sphären, während die Musiker ihren Platz wechseln, zu hören.

Velten erklärt, dass seine Arbeit ursprünglich für das Lucerne Festival gedacht war. Weil Corona kam und eine Durchführung dort nicht mehr sicher war, machte er sich auf die Suche nach neuen Schauplätzen. Er erzählt: «Durch meine langjährige Beziehung mit Sigg fand ich dann diesen speziellen Ort viel spannender für eine wirklich exquisite Uraufführung im ganz kleinen auserlesenen Kreis.» Denn man musste sich anmelden und die Teilnehmerzahl war begrenzt.

Die ausführenden Musikerinnen und Musiker beim Auftritt. Bild: Ilir Pinto